Sonntag, 22. September 2013

Predigt vom hl. Thomas v. Aquin - Auf das Fest des heiligen Stephanus

Auf das Fest des heiligen Stephanus 


(Aus dem Buch Des heiligen Thomas von Aquin, des englischen Lehrers, Predigten auf das ganze Kirchenjahr)


Stephanus aber war voll der Gnade. Apostelgeschichte 6,8.


 Stephanus heißt Kranz, und er verdiente einen solchen Namen, der zuerst mit der Martyrkrone gekrönt zu werden verdiente. Darum heißt er der erste Martyr (Protomartyr). Er wurde aber gekrönt und es werden alle Heiligen mit einer vierfachen Krone gekrönt, mit einer silbernen, einer von Sternen, einer goldenen und einer mit Edelsteinen besetzten. Von der ersten heißt es (Zachar. 6.): "Nimm Silber und mache eine Krone;" von der zweiten (Apoc. 12.): "Und auf seinem Haupte ruhte eine Krone von zwölf Sternen;" von der dritten (Sirach. 45.): "Eine goldene Krone war auf seinem Haupte;" und von der vierten spricht der Psalrnist (20.): "Du setztest auf sein Haupt eine Krone von kostbaren Edelsteinen."

 Die silberne Krone ist die Klarheit des Herzens, welche den Körper auf wunderbare Weise zieren wird. Isaias (61.) sagt: "Wie der Gemahl mit der Krone geziert." Die Krone von Sternen
ist die vollkommene Wissenschaft von Allem. Es wird (Sirach 5.): "Die Freudenkrone über dir," von der Weisheit gesagt. Die goldene Krone ist die Freude über die Gottheit selbst wie Isaias (38.) sagt: "An jenem Tage wird dir der Herr die Krone der Herrlichkeit sein." Die Krone von Perlen ist die Ewigkeit. Der heilige Apostel Petrus (l. Br. 5.) sagt: "Ihr werdet die unverwelkliche Krone der ewigen Herrlichkeit empfangen."

 Es sind aber acht Gründe, warum der Herr seine Auserwählten krönen muß. Zuerst die Erbarmung Gottes. In den Psalmen (102.) heißt es: " Der dich in der Barmherzigkeit und in den Erbarmungen krönt." Zweitens die Erhaltung der Reinheit. In der Weisheit (4.) steht geschrieben: "O wie schön ist das keufsche Geschlecht im Tugendglanze! - Gekrönt triumphirt es." Drittens die Abtödtung des Fleisches. Bei Isaias (61.) spricht der Herr: "Ich will eine Krone für die Asche (der Buße) geben." Viertens die Gerechtigkeit, wie der Apostel (II. Tim. 4.) sagt: "Übrigens ist mir die Krone der Gerechtigkeit hinterlegt." Fünftens die Ueberwindung der Versuchugen: "Selig wer die Versuchung erträgt," spricht Jacobus (1.). Sechstens die Bekehrung der Völker. Der Apostel (1. Tess. 3.) sagt: "Dieß ist unsere Hoffnung und unser Trost." Siebentens das gläubige Gemüth, achtens das Leiden um Christi willen. Die Offenbarung (2.) sagt: "Sei treu bis zum Tode und ich will dir die Krone des Lebens geben."

  Auch die Bösen werden gekrönt, aber mit andern Kronen, nämlich mit Kronen von Blumen, Laub, Erz, Dornen. Sie werden gekrönt mit einer Blumenkrone in den fleischlichen Gelüsten. sie sagen (Weish.2.): "Lasst uns mit Rosen bekränzen." Mit Laub in den eitelkeiten der Welt. Es heißt (II. Mach. 6.) Mit Epheu bekränzt mußten sie im Freien herumgehen." Isaias (13.) ruft aus: "Wehe der Krone des Stolzes!" Mit einer ehernen Krone werden sie in den zeitlichen Reichtümern gekrönt,welche Schötze wie das Erz, Gold zu sein scheinen, aber nicht sind. Die Offenbarung (9.) sagt: "Er hatte eine Krone, wie von Erz" Mit einer Dornenkrone in den ewigen Strafen. "Er wird dich mit Betrübnis krönen" (Ps. 13.) Diese Kronen soll man fliehen, jene begehren.

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